Chronischer Stress kann nicht immer nur durch Lebensstiländerungen oder Entspannungsmethoden gelindert werden. Es ist auch wichtig, einen Mangel an Magnesium, einem essenziellen Biofaktor, zu verhindern Zu den Biofaktoren gehören Vitamine und Mineralstoffe – Substanzen, die der Körper für seine physiologischen Funktionen benötigt und die eine gesundheitsfördernde oder krankheitsvorbeugende biologische Aktivität besitzen. Obwohl Magnesium nicht als zugelassenes Arzneimittel zur Stressbekämpfung fungiert, kann eine ausreichende Versorgung helfen, Stress zu reduzieren und seine schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit zu mindern.1,2
- Magnesium und Cortisol: Cortisol erhöht die renale Ausscheidung von Magnesium, und ein Magnesiummangel verstärkt die Ausschüttung von Cortisol. Außerdem reduziert Magnesium indirekt die ACTH-Freisetzung und kann dadurch den Cortisolspiegel senken.3
- Magnesium und HPA: Magnesium beeinflusst die Aktivität von Enzymen und Rezeptoren, die an der Synthese, Freisetzung und Wirkung von 5-HT beteiligt sind. Zudem ist Magnesium ein Kofaktor der Tryptophan-Hydroxylase, das ebenfalls an der 5-HT-Synthese beteiligt ist.4
- Glutamaterge Übertragung: Magnesium hemmt Glutamat direkt und indirekt, indem es den Glutamat-N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptor blockiert und seine Wiederaufnahme in die synaptischen Vesikel durch Stimulation der Natrium-Kalium-ATPase fördert.
- GABA-Übertragung: Es gibt Hinweise auf eine GABA-agonistische Aktivität von Magnesium.
- Magnesium und Neuroprotektion: Studien haben eine positive Wirkung des Biofaktors Magnesium auf die Expression von BNDF im Gehirn gezeigt.5
- Magnesium und oxidativer Stress: Magnesium spielt eine Rolle bei der Reduzierung von oxidativem Stress, indem es die Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies hemmt, die Aktivität von antioxidativen Enzymen erhöht und die oxidative Schädigung von Lipiden, Proteinen und DNA vermindert.6
- Magnesium könnte auch eine Rolle im GUTS-Modell spielen, in dem der Biofaktor aufgrund seiner beruhigenden Wirkung die Wahrnehmung von Sicherheit bzw. Unsicherheit beeinflusst.
Magnesiummangel und Stress: Wie ist die Studienlage?
Sowohl experimentelle als auch klinische Studien konnten einen Zusammenhang zwischen Magnesiummangel und Stresssymptomen zeigen. Aber auch die Ergebnisse von Interventionsstudien sind vielversprechend. Es gibt Hinweise, dass Probanden mit mentalem und körperlichem Stress von einer täglichen Magnesiumsupplementation profitieren7 – insbesondere, wenn die Probanden zu Studienbeginn einen niedrigen Magnesiumstatus oder einen subklinischen Magnesiummangel aufwiesen.8 Die Supplementation konnte nicht nur den zugrundeliegenden Magnesiummangel ausgleichen, sondern führte zu einer erhöhten Stresstoleranz.9
Welche Rolle spielt Magnesium für das Herz?
Und was den Biofaktor beim Thema Stress und Herz so wichtig macht, ist die Tatsache, dass ein Magnesiummangel laut Studienlage auch direkt mit Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und anderen Herzerkrankungen korreliert und dass sich eine Magnesium-Supplementation positiv auf die genannten Erkrankungen auswirken kann.
Gerade ältere Patienten sind häufig von einem Magnesiummangel betroffen.
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Wenn der Verdacht auf einen Magnesiummangel besteht
Das Serummagnesium ist der am häufigsten verwendete Laborparameter zur Beurteilung des klinischen Magnesiumstatus. Allerdings fehlte es lange an einem einheitlichen Konsens, ab welchem Serumwert tatsächlich ein Magnesiummangel vorliegt. 2022 wurde nun eine internationale Empfehlung zur Standardisierung des Serummagnesium-Referenzbereiches veröffentlicht. Danach gilt ein Serumwert von 0,85 mmol/l Magnesium als Mindestziel.10 Serummagnesiumwerte unter 0,85 mmol/l sind nach aktueller Datenlage mit erhöhten Gesundheitsrisiken verbunden.11
Fazit für die Praxis: Bei stressbedingten Herzerkrankungen auf den Magnesiumstatus achten
Neben einer medikamentösen Behandlung, Maßnahmen für Stressabbau und mentale Stabilisierung und einer möglichst herzgesunden Ernährung sollte bei betroffenen Patienten ein Magnesiummangel vermieden werden. Der Biofaktor Magnesium wirkt nicht nur stresslindernd, sondern kann sich laut Studienlage direkt positiv auf eine Hypertonie und verschiedene Herzerkrankungen auswirken.
Literatur:
(1) Galland L: Magnesium, stress and neuropsychiatric disorders. Magnes Trace Elem 1991 - 1992; 10(2-4): 287-301
(2) Classen HG: Systemic stress, magnesium status and cardiovascular damage. Magnesium 1986, 5: 105-110
(3) Murck H: Magnesium and effective disorders. Nutr Neurosci. 2002 Dec; 5(6): 375-389
(4) Cuciureanu M, Vink R: Magnesium and stress. In Magnesium in the Central Nervous System; Vink, R., Nechifor, M., Eds.; University of Adelaide Press: Adelaide, Australia, 2011
(5) Pochwat B et al.: Antidepressant-like activity of magnesium in the olfactory bulbectomy model is associated with the AMPA/BDNF pathway. Psychopharmacology 2015; 232(2): 355-367
(6) Zheltova AA et al.: Magnesium deficiency and oxidative stress: An update. Biomedicine (Taipei). 2016 Dec; 6(4): 20
(7) Zogovi´c D et al.: Pituitary-gonadal, pituitary-adrenocortical hormonal and IL-6 levels following long-term magnesium supplementation in male students. J Med Biochem. 2014; 33: 291-298
(8) Nielsen FH et al.: Magnesium supplementation improves indicators of low magnesium status and inflammatory stress in adults older than 51 years with poor quality sleep. Magnes Res 2010 Dec; 23(4): 158-168
(9) Wienecke E et al.: Langzeit-HRV-Analyse zeigt Stressreduktion durch Magnesiumzufuhr. MMW 2016; 158(S6): 12-16
(10) Rosanoff A et al.: Recommendation on an updated standardization of serum magnesium reference ranges. Eur J Nutr 2022 Oct; 61(7): 3697 - 3706
(11) Micke et al.: Serum magnesium: time for a standardized and evidence-based reference range. Magnes Res 2021 May 1; 34(2): 84–89